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Krankheitsbilder

Was ist „Rheuma im Kindesalter“?

 

Rheumatische Erkrankungen im Kindesalter

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Das Wort „Rheuma“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet in der Verbform „fließen“ oder „strömen“. Ursprünglich wurde das Wort benutzt, um den fließenden und ziehenden Schmerz bei Erkrankungen des Bewegungssystems zu beschreiben. Als rheumatische Erkrankungen bezeichnet man  Erkrankungen, die sich am Bewegungsapparat, d.h. den Gelenken, Sehnen, Muskeln, usw. abspielen und dort Schmerzen verursachen. Allerdings können bei vielen rheumatischen Erkrankungen auch innere Organe oder das Nervensystem, die Haut oder die Augen mitbetroffen sein.

Das Spektrum der rheumatischen Erkrankungen im Kindesalter ist weit und reicht von angeborenen Knochenerkrankungen, über eine Vielzahl nicht-entzündlicher rheumatischer Erkrankungen bis hin zu den entzündlichen rheumatischen Krankheitsformen, dem Rheuma im engeren Sinne.

Die entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind durch Entzündungen einzelner oder mehrerer Gelenke (Arthritiden), des Bindegewebes (Kollagenosen) und/oder der Blutgefäße (Vaskulitiden) gekennzeichnet. Das Gelenkrheuma bei Kindern und Jugendlichen (die juvenile idiopathische Arthritis) also die chronische Gelenkentzündung unklarer Ursache, ist der Prototyp der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Sie ist bei weitem die häufigste der im Kindesalter auftretenden entzündlich-rheumatischen Erkrankungen.

Eine Gelenkentzündung äußert sich durch Schmerzen, Schwellung, Überwärmung und Bewegungseinschränkung des betroffenen Gelenkes. Erste Anzeichen können Morgensteifigkeit, Anlaufschmerzen nach dem Aufstehen und längerem Sitzen oder Schonhinken sein. Aber auch Verhaltensänderungen der Kinder wie nicht mehr laufen Wollen, Missmutigkeit oder Leistungsminderung, Fieber, Hautausschläge oder Augenentzündungen können auf Gelenkrheuma hinweisen. Die Diagnosestellung bedarf einer speziellen klinischen Erfahrung. Es gibt keinen beweisenden Laborwert oder typischen Röntgenbefund zu Beginn der Erkrankung. Die Diagnose ergibt sich wie ein Puzzle aus Krankengeschichte, klinischen, laborchemischen, röntgenologischen und weiteren Untersuchungsbefunden.

Wie häufig ist Gelenkrheuma bei Kindern und Jugendlichen?

Bundesweit leiden etwa 40.000 Kinder und Jugendliche an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Gelenkentzündungen unklarer Ursache. Etwa 1 von 1.000 Kindern unter 16 Jahren erkrankt pro Jahr an einer Gelenkentzündung. Häufig verläuft diese Gelenkentzündung mild und klingt bei 8 bis 9 von 10 Kindern nach Tagen, Wochen oder Monaten ab, ohne irgendwelche dauerhaften Gelenkveränderungen zu hinterlassen. Bei ca. 10 bis 20% der Kinder und Jugendlichen hingegen verläuft sie chronisch. Für diese chronische Gelenkentzündung wird der Begriff „Gelenkrheuma“ bei Kindern und Jugendlichen verwendet.

Große bevölkerungsbezogene Studien haben Neuerkrankungsraten von etwa 10/100.000 und Erkrankungshäufigkeiten des „kindlichen“ Gelenkrheuma von ca. 100/100.000 Kindern unter 16 Jahren ermittelt. Bezugnehmend hierauf kann geschätzt werden, dass bundesweit (14 Mio. Kinder unter 16 Jahren) mit 1.500 neu an Gelenkrheuma Erkrankten pro Jahr und 15.000 insgesamt Betroffenen zu rechnen ist. Die Anzahl akuter Gelenkentzündungen im Kindes- und Jugendalter ist entsprechend höher. Welche Verläufe chronisch werden, lässt sich primär nicht abschätzen. Aufgrund der Schwierigkeit der Erkennung von Gelenkrheuma bei Kindern und Jugendlichen ist von einer großen Dunkelziffer auszugehen.

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